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Von der Bedeutung der Reue

Isaak der Syrer sagt, dass Selbsterkenntnis zu jener Wiedergeburt des Geistes führt, von der Jesus zu Nikodemus in jener denkwürdigen Nachwache gesprochen hat. Wer den Hl. Geist bittet, in ihm zu wohnen, muss sein Herz reinigen.


Wir Menschen haben als vernunftbegabte Wesen ein Gespür, das Gutes und Böses unterscheidet. Das Gebet vertieft und verfeinert dieses Gespür. Gleichzeitig wächst dabei unsere Sensibilität für Gott und für alles, was ihm gefällt oder missfällt. Die Wüstenväter benutzen in diesem Zusammenhang einen Vergleich: Das Gewissen eines Menschen, der oberflächlich und rein aussenorientiert lebt, gleicht einem trüben Wasser. Auf seinem Grund wimmelt es von allerlei Gewürm. Der Ahnungslose merkt nichts davon. Das trübe Wasser verhindert die klare Sicht. So lebt mancher selbstgerecht und sorglos, hält sich für gut und verurteilt andere. Ganz anders steht es um das Gewissen eines „Erleuchteten“. Es gleicht dem klaren Wasser. Alles steht wie in einem reinen Spiegel da, bis auf den Grund. Selbsterkenntnis begleitet jedes wahre Gebet und bringt Hellsicht gegenüber eigenen Fehlern und Schwächen. Dabei schmerzen auch geringfügige Fehler, weil auch sie uns auf dem Weg zu Gott behindern oder irritieren. Die Reue darüber ist eine Voraussetzung ihrer Überwindung. „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.“ Ps 51,19 Ein reines Gewissen ist ein hohes Gut und die schönste Belohnung für eine gute Lebensführung. Es bringt Frieden. Die Prüfung unserer Gedanken, Regungen und Absichten bleibt also eine tägliche Aufgabe für jeden von uns. Die Fastenzeit ist dafür wie geschaffen. Auch die geistliche Begleitung oder eine persönliche Beichte können helfen, uns selbst und die Liebe des HERRN „objektiver“, d.h. wahrhaftiger zu sehen. Darüber hinaus vermittelt die Beichte einen Frieden, der nur aus der empfangenen Vergebung kommt. „Da ging er in sich“, heisst es vom verlorenen Sohn in Lk 15,16. Gerade dieses Gleichnis zeigt, dass Reue nichts zu tun hat mit krankhafter Selbstzerfleischung oder mit einer knechtischen Gesinnung gegenüber Gott. Im Gegenteil! Sie setzt ein absolut positiven Gottesbild voraus: der barmherzige Vater, der seinem Sohn entgegeneilt und um den Hals fällt. Das Gleichnis zeigt, dass die wahre Reue alle vitalen Kräfte in uns wiederherstellt, die vom Hl. Geist selbst stammen, den wir den „Lebenspender“

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